Künstlerische Performances arbeiten gegen eine neoliberale Performance-Optik, gegen Optimierung von Zeit, Raum, Bewegung. Sie fokussieren Parallelwelten, ‚Pluriversen’ einer andersartigen Live-Erfahrung, entwickeln Interesse für diskursive Räume, für selbstreflexive performative Ortstrukturen. Das Potential einer site-specificity und die damit verbundene Erfahrung physischer Präsenz im Hinblick auf die omnipräsente Digitalisierung heute bedingen auch das performative Interesse für Körper und Materialität.
Im Zuge dieser Überlegungen setzt sich die praxisorientierte Lehrveranstaltung Performance und/als ortsbezogene Kunst mit der Problematik des ‚Berührens‘ auseinander. In künstlerischen Performances schreibt sich meist Unberührbares ein – gerade in Figuren des Berührens: Wo Performance Körper und Blicke mit ihrem Takt- und Tastsinn spaltet, wird kein Körper und kein Blick mehr intakt gewesen sein. Wie also die Kontingenz des Kontakts praktizieren, der sich erst im Nicht-Intakten der taktilen Erfahrung ereignet und keine unversehrten Subjekte betrifft? Es handelt sich um einen Kontakt, der keine Unmittelbarkeit als gegeben hinnimmt und der Situation des ‚Berührens‘ – ästhetisch und ethisch – die Anführungszeichen öffnet und schließt: Wie wir Augen öffnen, wie wir Freundschaften schließen.
Die Lehrveranstaltung setzt den theoretischen Wintersemester-Kurs Performance und/als ortsbezogene Kunst praktisch fort. Willkommen sind auch Studierende, die diesen Kurs nicht besucht haben.
Prüfungsmodalität: Präsentation und Dokumentation einer eigenen performativen Arbeit. Die Lehrveranstaltung findet wöchentlich statt.
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Credit: Barbara Kraus, „Wer will, kann gehen“ (Foto: Robert Polster)