Performance und/als ortsbezogene Kunst (Theorie) – ‚ob?scene’

Die Zäsur des Fragezeichens im zweiten Teil des Lehrveranstaltungstitels ‚ob?scene’ und seine gebrochene Mehrsprachigkeit (dt./engl.: ob/scene, auch homophon: seen) markieren das performative Paradox des sichtbar Unsichtbaren eines Inszenierungsortes. Ob szenisch überhaupt also der markierte Sicht-Entzug der Darstellung? Das Obszöne bezeichnet das Allzu-Sichtbare und zugleich das, was nur ‚ob-scaena’, außerhalb der Bühne liegt. Es gilt, performative Orte expliziter Vakanz zu analysieren. Befragt werden die Möglichkeiten, einer spektakulären Gegenwart des Allzu-Sichtbaren Strategien des Spekulativen kritisch entgegenzusetzen: Spekulation statt Spektakel.

Die Lehrveranstaltung untersucht Möglichkeitsbedingungen, Orte selbst als Medium zu nützen. Ortsbezogene Performances problematisieren – auch als Wiederstand gegen einen neoliberalen performativen Leistungsbegriff – ihre eigenen Grenzen und damit auch ihr eigenes Potenzial, indem sie diese Grenzen performativ abschreitet und damit sichtbar machen, zur Diskussion stellen. Angesichts der aktuellen soziokulturellen und politischen Umbrüche, der steigenden Digitalisierung unserer Welt gewinnt das Widerstandspotential der Live-Kunst immer mehr an Relevanz.

Thematisiert werden bedeutende historische sowie zeitgenössischen Positionen von Performance bzw. ortsbezogener Kunst (z.B. Bill Bollinger, Joan Jonas, Gordon Matta Clark, Allan Kaprow, Bruce Nauman sowie Anne Imhof, Tino Segal, Christof Schlingensief, Francis Alÿs, Meg Stuart u.v.a.). Fokussiert werden noch speziell der Wiener Aktionismus sowie zeitgenössische österreichische künstlerische Arbeiten und auch künstlerische Positionen des ehemaligen Ostblocks – dabei werden selbst Begriffe wie ‚Arbeit’ und ‚Positionierung’ in ihrem mehrfachen Wortsinn thematisch.

Im Rahmen der Lehrveranstaltung finden auch Aufführungsbesuche statt. Es macht Sinn, in einem Studienjahr den Kurs sowohl im Winter- als auch das Sommersemester zu belegen, da das Wintersemester die Theorie zur Praxis einer künstlerischen Arbeit (sei sie installativ, performativ, objektbezogen, photographisch etc.) im Sommersemester liefert.

Prüfungsmodalität: Referat oder kurze schriftliche Arbeit zum Thema des Kurses.Die Lehrveranstaltung findet wöchentlich statt.

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Foto credit: Arkadi Zaides: Archive, Fotograf: Ligia Jardim

Krassimira Kruschkova

Paulusplatz 5, Seminarraum 2. Stock
1030 Wien

Winter 2020/21