Die Bohrinseln wurden am Strand gebaut und dort zurückgelassen, um vom Meer weggespült zu werden und so ihre Bestandteile wieder ihrem Ursprung zurückzuführen.Das Verschwinden der temporären Bohrinseln spiegelt die Idee der Endlichkeit von fossilenBrennstoffen wider. Die Vorstellung ist verlockend, dass die Skulpturen nach einem verständnisvollen flüchtigen Blick Ausschau halten, einem Adieu der Bohrtürme und küstennahen Plattformen, welche Unsicherheit und Endlichkeit aus erster Hand erfahren.
Alejandra Rodríguez-Remedi, Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort: Visualisierung, Enthüllung und Reflexion in Ernst Logars Invisible Oil, 2008
Der Begriff Petro-Melancholie wurde von der Wissenschaftlerin Stephanie LeMenager eingeführt und beschreibt einen paradoxen affektiven Zustand, indem man einerseits über den Verlust billiger fossiler Brennstoffe, die unseren komfortablen westlichen Lebensstil ermöglicht haben, trauert und andererseits das bewusste Verlangen nach alternativen Energieträgern verspürt, um die Lebensweise, die uns die Erdölindustrie ermöglicht hat, aufrechtzuerhalten.
So werden in der heutigen petro-kulturellen Gesellschaft unsere Werte und Sehnsüchte, Vorstellungen von Freiheit und modernem Leben in realer Weise durch Erdöl befeuert – und im Angesicht der nahen Klimakatastrophe steht unserer globalen Gesellschaft eine massive kulturelle, als auch technologische Transformation in ein post-fossiles Zeitalter bevor. Für diesen revolutionären Übergang ist das Verständnis unserer gegenwärtigen Erdöl-Kultur eine wichtige Grundlage.
Im Zuge der Lehrveranstaltung werden am Beginn die Grundbegriffe unserer Erdöl-Kultur (Petroculture) und dessen Geschichte behandelt. Danach wird der Fokus auf den Begriff der Petro-Melancholie und der damit verknüpften Transformation zu neuen Energieträgern gelegt. Es werden unterschiedliche künstlerische Positionen zum Thema vorgestellt und grundlegende Texte gelesen.
Zusätzlich ist mit StudentInnen des Department Petroleum Engineering (DPE) an der Montanuniversität Leoben ein gemeinsamer Workshop in Form von drei zeitlich versetzten Blockveranstaltungen geplant, indem die technologischen Möglichkeiten in Verbindung mit dem notwendigen kulturellen Wandel im Kontext der zukünftigen Transformation behandelt werden. Im Zuge des Workshops wird auch eine praktische Übung in Form von Rohöl-Experimenten im DPE-Labor durchgeführt.
Die Lehrveranstaltung wird in Deutsch/ Englisch abgehalten und Fachliteratur in Englisch rezipiert. Die Entwicklung eines künstlerischen Konzeptes zum Themenschwerpunkt ist am Ende der Lehrveranstaltung erwünscht.
Mehr Info auf der Base Angewandte